Wieso der Honig immer teurer wird
Honig ist eines der beliebtesten Lebensmittel und wird Jahr für Jahr beliebter. Doch im selben Zug wird der Honig auch teurer und seltener. Auch wir müssen uns nach jeder Ernte mehr Mühe geben, um den besten Honig für einen vertretbaren Preis zu finden. Und Honig ist nicht gleich Honig! So kann ein Akazienhonig aus einer Region intensiv und kräftig schmecken und aus der anderen Region fade und lasch. Da uns die Qualität des Honigs am Herzen liegt, macht es die Suche noch aufregender und herausfordernder. Doch was sind denn eigentlich die Gründe dafür, dass der Honig immer schwieriger zu bekommen ist und möglicherweise auch wird?
Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?
Der Hauptgrund sind schlechte Ernten aufgrund schlechten Wetters. Besonders unglücklich ist, dass es gleich in mehreren Ländern gleichzeitig Missernten gegeben hat. Wer sich noch an die Sommer der Jahre 2020 und 2021 erinnern kann, der weiß, wie wenig Sonne wir genießen konnten. Während wir mit etwas weniger Sonne gut klarkommen, trifft es die lieben Honigbienchen weit aus schlimmer. Was noch dazu kam, war besonders viel Regen.[1] Bei wenig Sonne blühen weniger Blumen und bei Regen fliegen die Bienen weniger. Das hat zur Folge, dass der Deutsche Berufs- und Erwerbsimkerbund (DBIB) davor warnt, dass viele Imker nun vor dem Existenzaus stehen.
Anders aber ähnlich schlimm geht es den Imkern im Mittelmeerraum. Die zerstörerischen Brände des letzten Jahres sind dafür verantwortlich, dass bis zu 70% des griechischen Honigproduktion vernichtet wurden, wie von offizieller Seite zu hören ist.[2] Um sich davon zu erholen wird es wohl 3 bis 4 Dekaden dauern. Auch in der Türkei haben die Brände schwere Schäden an Natur und Landwirtschaft hinterlassen, was die Honigproduktion um die Hälfte gedrückt hat.[3] Die Ernten in Italien sind genauso ernüchternd und stellen die dortigen Imker ebenfalls vor große Herausforderungen. Zum wiederholten Mal sind dort die Mengen um 20% gesunken.[4]
So beklagen auch Polen, Ungarn, Frankreich und viele andere Länder Europas die miserabelsten Ernten der zum Teil letzten Jahrzehnte.
Honig in aller Munde
Die Deutschen zählen mit 1,1 Kg Honigverzehr pro Kopf pro Jahr zu den eifrigsten Honigessern Europas. [5] Da reichen die von deutschen Imkern produzierten 28,6 Tonnen nicht mal ansatzweise zur Deckung des Eigenbedarfs. Die Beliebtheit des Honigs hat den Hintergrund, dass das flüssige Gold eine immer beliebtere Alternative zu Zucker und insbesondere Industriezucker ist. Die weiteren Alternativen zum Süßen sind zum Beispiel Stevia, Ahornsirup, Kokosblütenzucker oder auch Agavendicksaft. Der Vorteil von Honig gegenüber den anderen Süßungsmitteln ist, dass dieser nicht besonders weiterverarbeitet ist. Außer dem Kaltschleudern, um den Honig schonend aus den Waben zu befördern und dem Sieben des Honigs zum Befreien sperriger Schwebestoffe bleibt er naturbelassen und rein. Das macht ihn zu einem der beliebtesten Süßungsmittel, da er außer mit Glucose und Fructose auch mit zahlreichen Nährstoffen punkten kann. Da ist es wirklich nachvollziehbar, dass Honig so beliebt ist und erklärt, weshalb der Bedarf des flüssigen Goldes Jahr für Jahr steigt.
Immer Ärger mit den Milben
Ein weiterer Faktor, weshalb die Bienenpopulation immer weiter sinkt, ist die mittlerweile leider berühmte Varroamilbe. Dieser kleine Parasit schwächt - einmal eingeschleppt - den gesamten Bienenstock in Windeseile. Je nachdem wie schwach der Bienenstock zum Zeitpunkt des Befalls bereits ist, kann es die vollständige Zarge innerhalb weniger Wochen dahinraffen. Die Varroamilbe ist derart aggressiv, dass 10-15% der deutschen Bienenvölker im Jahr durch sie sterben.[6] Es gibt zwar Fortschritte in der Forschung, bezüglich eines Gegenmittels, nur sind diese noch lange nicht ausgereift und einsatzfähig.
Krieg und Bienen
Militärische Konflikte sind ein Grund für hohe Preise, auch beim Honig. So ist zum Beispiel die Ukraine der zweitgrößte Honiglieferant der EU. Vor allem Sonnenblumenhonig und andere Blütenhonige werden aus dem großen Land östlich der Europäischen Union zuhauf exportiert. Üblicherweise werden ganze 80% des ukrainischen Honigs ins Ausland verkauft.[7] Der aktuelle Krieg mit Russland hat nun zur Folge, dass auch der Honig nicht mehr den Weg aus der Ukraine findet. Was für die dortige Bevölkerung eher weniger wichtig sein wird, lässt bei uns den Preis gewisser Honigsorten stark ansteigen.
Weniger ist nicht immer mehr
Dass es immer weniger Honig gibt, ist also eine Gemengelage von allerlei Gründen. Schlechtes Wetter, Krankheiten, Krieg und nicht zuletzt die gesteigerte Beliebtheit sind zusammen genommen fiese Preistreiber, die früher oder später auch beim Endkunden ankommen. So finden sich zum Beispiel mittlerweile französische Lavendelhonige über 25€ für das 500g-Honigglas. Manche Imker sagen sogar, dass der Honig dieses Jahr lediglich Ihren eigenen Bienen reicht oder maximal nur ein paar Gläser Honig für den Eigenbedarf übrig sind.
Eine Knappheit ist aktuell also da. Aber schon mit ein paar glücklichen Fügungen, wie einem perfekten Bienensommer, kann sich die Situation zumindest etwas entspannen. Bis zur nächsten Ernte sind wir jedenfalls auf der Suche nach dem besten Honig für uns und unsere Kunden.
[1] https://www.topagrar.com/acker/news/historisch-schlechte-honigernte-12702777.html
[2] https://www.tridge.com/insights/natural-disaster-influenced-overall-production-on-greek-honey?utm_campaign=market_updates_digest_2021-09-16&utm_medium=email&utm_source=interaction
[3] https://gidatarim.com/gida/balda-uretim-sert-dustu-fiyatlar-yuzde-60-zamlandi-c196240.html
[4] https://terraevita.edagricole.it/economia-e-politica-agricola/miele-fai-annata-apistica-peggiore-sempre/
[5] https://www.bienenjournal.de/news/meldungen/honigkonsum/
[6] https://www.br.de/wissen/bienen-varroamilbe-bienensterben-lithiumchlorid-100.html
[7] https://kurkul.com/news/27921-eksport-ukrayinskogo-medu-do-yes-v-9-raziv-perevischiv-vstanovleni-kvoti